Die Mythen der Raumakustik
Schaumstoff unter Tischen und Stühle?
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Dieser Mythos hält schon über Jahrzehnte. Eine unangenehme Raumakustik entsteht in herkömmlichen Räumen über die ersten Wand und Deckenreflexionen.Im Bereich des Bodens wird der Schall meist durch Mobiliar und Personen bereits teilweise absorbiert und gestreut. Das Anbringen von Schallabsorbern unterhalb von Tischen und Stühlen hat nur minimale Auswirkungen und ist eher als Pseudoakustik zu bezeichnen.
Teppich rein und alles ist gut?
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Hier ist es ähnlich wie bei den Schallabsorber unter Stühlen und Tischen. Die störenden Wand und Deckenreflexionen bleiben erhalten. Dazu kommt, dass Teppiche (abhängig von der Teppichstärke) in einem Frequenzbereich oberhalb von 800Hz absorbieren, wobei der unangenehme Nachhall meist im Mittenbereich entsteht. Eine reine Höhenabsorption klingt auch eher unnatürlich, und nicht ausgewogen. Teppiche können unterstützend eingesetzt werden - eine professionelle raumakustische Optimierung ist mit Teppichen alleine allerdings nicht denkbar.
Sind A-Absorber immer die beste Wahl?
Leider wird in vielen Fällen der falsche Schallabsorber nach dem Motto "Absorber ist Absorber" eingesetzt. Um den richtigen Absorber auswählen zu können, muss man verstehen, welche Frequenzbereiche im Raum störend sind bzw. in welchen Frequenzbereichen die menschliche Stimme sich wie verhält. Poröse Hochtonabsorber (meist Klasse A-Absorber) in Vortrags- oder Konferenzräumen sind eher kontraproduktiv, da sie die Frequenzen der Sprachverständlichkeit minimieren. Hingegen liegt in öffentlichen Räumen der unangenehme Nachhall meist zwischen 150-800Hz und nicht >1kHz. Es sollte immer in Hinblick auf den Nutzen die richtige Auswahl der Absorber erfolgen und die ebenso wichtige Position der Absorber im Raum gewählt werden.
Noppenschaumstoff in Aufnahmeräumen?
In vielen Aufnahmeräumen oder Sprecherkabinen werden oft zu viele Flächen an den Wänden und der Decke mit Noppenschaumstoff verkeidet. Schaumstoffe haben vor allem im Hochtonbereich eine sehr absorptive Wirkung. Dadurch klingen Räume mit zu viel Schaumstoff eher dumpf im oberen Freqzenzbereich und nehmen dem Sprecher die fehlende Präsenz und somit Sprachverständlichkeit der Stimme.
Pflanzen: Akustisch wirksam oder Feng Shui?
Akustisch wirksam ist grundsätzlich jedes Material. Es stellt sich nur die Frage in welcher Art und Weise? Jedes Material besitzt in den unterschiedlichen Frequenzbereichen einen Absorptions- und einen Reflexionsfaktor. Bei den klassischen porösen Absorbern, wie Schaumstoffe, Vorhänge etc. wird durch Reibung die Schallenergie in Wärme umgewandelt. Wie gut ein poröser Absorber funktioniert, hängt von der Dicke, des längenbezogenen Strömungswiderstandes und der Struktur des Absorbers ab. Pflanzen weisen durch die sehr offene Anordnung der Blätter, Äste und Stile bzw. durch die grobe Struktur nur eine minimale Absorption auf.